Italo Disco: Sound von gestern, der noch heute wirkt

Italo-Disco: 80er-Jahre-Hype zum Abtanzen im 4/4-Takt

„You take my self, you take my self control”: Wer die 80er Jahre live erlebt hat, kann diese Worte nur singend lesen. Der Italo-Disco-Song von Raf aus dem Jahr 1984 avancierte zum internationalen Top-10-Hit und bildet seither ein Herzstück seines Genres. Damals ging es dem jungen Partyvolk vor allem um eines, nämlich, dass man auf den Sound „richtig geil abtanzen kann“. „Self Control“ war Disco pur und gehörte zu einer irren Welle, die aus Bella Italia über den Globus schwappte.

Alte Musik ist eben nicht nur Klassik und Rock’n Roll, es gibt so viel mehr zu entdecken! Italo Disco gehört ebenso dazu wie der Synthiepop, der Fun-Punk und der Deutschrap. Musikfans, die heutzutage solche und andere Oldies Live hören möchten, können übrigens nach guter, alter Art das Oldie-Radio SCHWARZWALDRADIO einschalten und ein von Moderatoren geführtes Programm genießen. Das fühlt sich nach den guten, alten Zeiten an und Youtube macht endlich mal Pause.

Dem Sound auf der Spur: Was macht Italo Disco aus?

Die Hauptmerkmale der elektronischen Tanzmusik mit italienischem Charme sind der 4/4-Takt, die sich wiederholende Basslinie und der einfach gestrickte Gesang im Vordergrund. Akustische Instrumente gab es kaum, zum Einsatz kamen die damals neu-modernen Drumcomputer und Synthesizer. Entwickelt hat sich das Genre aus der Disco-Musik der 70er Jahre, als italienischer Abkömmling mit mediterranen Stars.

Und was bedeutet der Name „Italo Disco“?

Italo Disco Songs sind also schlicht und einfach Disco-Musik aus Italien. Das heißt nicht, dass die Texte auch italienisch waren, ganz im Gegenteil, in den meisten Fällen sangen die Interpreten ihre Italo Disco Lyrics auf Englisch. Die ersten Stücke in den 70ern ließen sich hauptsächlich regional abgrenzen, erst ab Beginn der 1980er Jahre entwickelte sich ein echtes, eigenständiges Genre mit weiteren Abgrenzungskriterien. Plötzlich gab es Italo Disco auch aus anderen Ländern, weil eben nicht mehr allein der Ursprungsort zählte!

Zeitreise in die 70er: ein Stück italienische Disco-Geschichte

Bernhard Mikulski, Gründer des deutschen Plattenlabels ZYX Music, soll das Wort „Italo Disco“ gegen Ende der 70er Jahre zum ersten Mal verwendet haben. Allerdings gab es italienische Disco-Musik zu dem Zeitpunkt schon seit ein paar Jahren. Der wahrscheinlich erste Song des Genres ist „Nessuno Mai“ von Marcella Bella aus dem Jahr 1974. Richtig in Fahrt kam der Hype, als 1977 der Travolta-Tanzfilm „Saturday Night Fever“ sämtliche Beliebtheitsrekorde brach. Danach stürmten die Disco-Songs von Alan Sorrenti und Francesco Aliotta die Charts. Gegen Ende des Jahrzehnts wagten sich Umberto Tozzi, Giorgio Moroder und andere Künstler daran, ältere Musik im Italodisco Sound herauszubringen: die Revolution war im vollen Gange.

Italo Disco der 80er Jahre: Partymusik, die noch heute zieht

Die wilden 80s bildeten den Höhepunkt der Italo-Disco-Welle, die sich teilweise zu einem Tsunami aufbaute. Immer wieder fanden sich entsprechende Titel auch ganz oben in den deutschen Charts, und wer sie heute auf einer Retro-Party spielt, heizt damit gezielt die Stimmung an. Hier eine Übersicht über die erfolgreichsten Songs dieses Genres:

Nachschlag gefällig? Viele erinnern sich bestimmt noch an „Don’t Break My Heart“ von Den Harrow: auch Italo Disco! Oder wie wäre es mit „Shanghai“ von Lee Marrow, „Chinese Eyes“ von Fancy und „Call Me“ von Spagna? Allesamt Hits dieses prägenden Genres. Die meisten Stücke blieben für die Bands One-Hit-Wonder, auch das ist ein Charakterzug dieser Stilrichtung.

Revival im Jahr 2023: Wer singt den Song Italo Disco?

Was gut ist, kommt wieder, so auch in diesem Fall. Der in Italien zum Sommerhit 2023 gekürte Song „Italo Disco“ ist der neueste Vertreter des alten Genres. Er stammt von der italienischen Rockband The Kolors, führte im Juli 2023 die heimatlichen Charts an und schaffte es sowohl in Österreich, als auch in der Schweiz, in Polen und in Litauen bis in die Top Ten. Die erste Variante erschien auf Italienisch, die zweite, aus September 2023, für den Weltmarkt in Englisch.

Das war bestimmt noch nicht der Schlusspunkt zu diesem Thema, jedenfalls widmet das Frankfurter Museum of Modern Electronic Music dem Genre aktuell eine Ausstellung unter dem Titel „Italo Disco – Never Stop Dancing“. Ein Thema dabei: wie sich moderne Künstlerinnen und Künstler diesem Thema widmen und durch Neukreationen den Sound mit eigenen Interpretationen wieder aufleben lassen. Kurator Christian Arndt nennt als Beispiele DJs wie Purple Disco Machine und Gerd Janson. Die Welle ist flacher geworden, aber sie macht uns weiter die Füße nass!